Eisanwendung – Ja oder Nein?

Was wirklich hinter der Kühlung steckt

Eisbehandlungen – auch Kryotherapie genannt – sind aus der Akutversorgung von Sportverletzungen kaum wegzudenken. Ob bei einem verstauchten Knöchel oder nach einer Operation: Viele greifen instinktiv zum Eisbeutel. Doch was bringt das eigentlich wirklich?

Was bewirkt Kälte im Körper?

Kälte kann kurzfristig Schmerzen lindern und den Bewegungsumfang verbessern. Einige Studien zeigen diesen Effekt, allerdings nicht durchgehend und nicht bei allen Menschen gleich.
Die erhoffte Abschwellung durch Eis ist dagegen umstritten: Untersuchungen deuten darauf hin, dass Kühlung Schwellungen kaum reduziert. Im Tierversuch konnte gezeigt werden, dass Kälte den Entzündungsprozess hemmen kann – ob das auch beim Menschen so ist, bleibt jedoch fraglich.

Kühlung und Heilungsprozess

Eine zu starke oder zu lange Abkühlung kann die frühe Phase der Gewebeheilung beeinträchtigen und somit die Wundheilung verzögern. Beim Menschen ist das Risiko dafür allerdings deutlich geringer als im Tierversuch, da unser Körpervolumen und die Gewebetemperatur sich langsamer verändern.

Also: Kühlen oder lieber nicht?

Die aktuelle Studienlage gibt keine eindeutige Empfehlung. Nach einer Verletzung oder Operation muss nicht zwingend gekühlt werden – es kann, wenn es angenehm ist.
Eis ist grundsätzlich nicht gefährlich, solange man es vernünftig anwendet: z. B. 20 Minuten alle 2 Stunden, immer in ein Tuch gewickelt, um Erfrierungen zu vermeiden. Wenn Sie dadurch weniger Schmerzmittel benötigen, ist das ein klarer Vorteil.


Fazit:

  • Eis kann kurzzeitig Schmerzen lindern.

  • Eine deutliche Schwellungsreduktion ist unwahrscheinlich.

  • Eis kann im Tierversuch die Entzündungsreaktion verringern – dieser Effekt ist beim Menschen nicht sicher belegt.

  • Entscheidend ist Ihre individuelle Präferenz: Kühlen Sie, wenn es Ihnen guttut – es ist kein Muss.

Mythos „verrenkter Wirbel“ – was wirklich hinter dem Gefühl einer „Blockade“ steckt

Mythos „verrenkter Wirbel“ – was wirklich hinter dem Gefühl einer „Blockade“ steckt

Viele Patientinnen und Patienten glauben, dass sich ein Wirbel „verschoben“ oder „verrutscht“ hat, wenn sich der Rücken blockiert anfühlt. Oft heißt es dann: „Das muss wieder eingerenkt werden.“
Doch die Vorstellung vom „herausgesprungenen Wirbel“ gehört ins Reich der Mythen.

Die Wirbelsäule ist extrem stabil

Unsere Wirbelsäule ist ein hochkomplexes und zugleich sehr stabiles System.
Kräftige Bänder, Muskeln und Bandscheiben sorgen dafür, dass die Wirbel fest an ihrem Platz bleiben. Ein Wirbel kann daher nicht einfach „rausspringen“ – außer bei schweren Verletzungen oder Unfällen.

Das Gefühl, dass „etwas nicht richtig sitzt“, entsteht meist durch verspannte oder gereizte Gelenke, Muskeln oder Gewebe. Diese Spannungen können vorübergehend die Beweglichkeit einschränken und Schmerzen verursachen, ohne dass ein Wirbel tatsächlich verrutscht ist.

Warum sich eine „Blockade“ trotzdem echt anfühlt

Eine sogenannte Blockade ist kein verrutschter Wirbel, sondern eine funktionelle Bewegungseinschränkung.
Manuelle Behandlungen oder physiotherapeutische Techniken können helfen, Schmerzen zu reduzieren und die Beweglichkeit zu verbessern. Dabei wird jedoch kein Wirbel eingerenkt, sondern das Nervensystem und die Muskulatur positiv beeinflusst.

Was hilft wirklich?

Wenn sich Ihr Rücken „blockiert“ anfühlt:

  • Bewegen Sie sich sanft – leichte Bewegung hilft besser als Schonung.
  • Wärme entspannt verspannte Muskulatur.
  • Achten Sie auf Entspannung – Stress verstärkt oft muskuläre Spannungen.
  • Suchen Sie Unterstützung – Ihre Physiotherapeutin oder Ihr Physiotherapeut kann gezielt helfen, Beweglichkeit und Wohlbefinden zu fördern.

Fazit

  • Ein „verrenkter“ oder „verschobener“ Wirbel ist medizinisch nicht möglich.
  • Die Wirbelsäule ist sehr stabil und wird von starken Strukturen gehalten.
  • Eine manuelle Therapie kann Schmerzen lindern, aber richtet keinen Wirbel „ein“.
  • Bewegung, Wärme und Entspannung sind die besten Mittel gegen Blockierungsgefühle.

Ihr Rücken ist stabiler, als Sie denken. Bei anhaltenden Beschwerden stehen wir Ihnen gern mit moderner, evidenzbasierter Physiotherapie zur Seite.

Krank durch Lebensstil? Die Schattenseiten unseres modernen Alltags

Die häufigsten Wohlstandserkrankungen (auch „Zivilisationskrankheiten“ genannt) sind Krankheiten, die vor allem in industrialisierten Ländern auftreten und eng mit Lebensstil, Ernährung und Bewegungsmangel zusammenhängen. Hier sind die häufigsten:

1. Herz-Kreislauf-Erkrankungen
  • Bluthochdruck (Hypertonie)

  • Koronare Herzkrankheit

  • Herzinfarkt

  • Schlaganfall
    Ursache: Bewegungsmangel, Übergewicht, Rauchen, Stress, ungesunde Ernährung

2. Diabetes Typ 2
  • Insulinresistenz infolge von Übergewicht und schlechter Ernährung

  • oft lange unentdeckt, aber mit schweren Folgeerkrankungen


3. Adipositas (Fettleibigkeit)
  • starkes Übergewicht durch zu viele Kalorien, wenig Bewegung

  • Risikofaktor für viele andere Erkrankungen (z. B. Gelenkschäden, Krebs)


4. Gelenkerkrankungen (z. B. Arthrose)
  • Überlastung der Gelenke durch Übergewicht

  • Bewegungsmangel und Fehlbelastung begünstigen den Knorpelabbau

5. Psychische Erkrankungen
  • Burnout, Depressionen, Angststörungen

  • verstärkt durch Dauerstress, Leistungsdruck, soziale Isolation


6. Krebserkrankungen
  • besonders Dickdarm-, Brust-, Prostata- und Lungenkrebs stehen mit Lebensstilfaktoren in Verbindung (z. B. Rauchen, Alkohol, Ernährung)


7. Chronische Lungenerkrankungen (z. B. COPD)
  • fast ausschließlich durch Rauchen verursacht

8. Schlafstörungen
  • bedingt durch Stress, Bildschirmzeiten, unregelmäßige Tagesrhythmen


Diese Krankheiten sind oft vermeidbar oder zumindest stark beeinflussbar durch:

  • gesunde Ernährung

  • regelmäßige Bewegung

  • Verzicht auf Rauchen

  • Stressabbau

  • ausreichend Schlaf

Was bedeutet gesunde Ernährung?

Grundsätzlich sollten viele Portionen Gemüse und Obst, gesunde Fette und gute Proteine integriert werden. Zucker, Salz und Alkohol sollten weitestgehend reduziert werden. Versuche nicht alles auf Einmal umzustellen. Nimm lieber anfangs 2-3 Punkte und versuche diese längerfristig umzusetzen.  

Wie viel sollte man sich bewegen?

Für Erwachsene wird empfohlen, sich regelmäßig zu bewegen, um Gesundheit, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden zu fördern. Ideal sind mindestens 150 bis 300 Minuten moderate Ausdaueraktivität pro Woche – das entspricht etwa 30 Minuten zügigem Gehen an fünf Tagen – oder alternativ 75 bis 150 Minuten intensivere Bewegung wie Joggen oder schnelles Radfahren. Zusätzlich sollte man mindestens zweimal pro Woche muskelkräftigende Übungen einbauen, zum Beispiel mit dem eigenen Körpergewicht, Hanteln oder Widerstandsbändern. Auch im Alltag zählt jede Bewegung: öfter mal die Treppe nehmen, Wege zu Fuß oder mit dem Rad erledigen und langes Sitzen regelmäßig unterbrechen – das alles unterstützt die körperliche Gesundheit und beugt vielen Zivilisationskrankheiten vor.

Wie könnte Stressreduktion aussehen?

Um Stress wirksam zu reduzieren, hilft es schon, regelmäßig Bewegung in den Alltag einzubauen – ein Spaziergang, leichtes Joggen oder Yoga können dabei helfen, Spannungen abzubauen und den Kopf freizubekommen. Auch bewusste Atemübungen oder kurze Meditationen wirken beruhigend und unterstützen das Nervensystem dabei, runterzufahren. Wer zudem auf ausreichend Schlaf achtet und sich bewusst kleine Auszeiten mit Hobbys oder in der Natur gönnt, schafft wichtige Erholungsphasen, die langfristig belastbarer machen.

Training im Alter – zu spät gibt es nicht!

Training im Alter – zu spät gibt es nicht

Viele Menschen glauben, dass Bewegung im höheren Alter kaum noch Wirkung zeigt oder sogar gefährlich sein könnte. Dabei zeigt die Forschung klar: Auch jenseits der 60, 70 oder 80 Jahre kann Training enorm viel bewirken – körperlich, geistig und emotional.

Was passiert, wenn wir älter werden?

Mit zunehmendem Alter nimmt die Muskelmasse ab (Sarkopenie), die Knochendichte wird geringer und die Beweglichkeit lässt nach. Gleichzeitig steigt das Risiko für Stürze, chronische Schmerzen oder Erkrankungen wie Osteoporose, Diabetes oder Bluthochdruck. Doch diese Veränderungen sind nicht einfach Schicksal – sie sind stark beeinflussbar durch Bewegung.

Was bringt gezieltes Training im Alter?

  • mehr Kraft und Stabilität im Alltag (z. B. beim Treppensteigen, Einkaufen oder Heben)

  • besseres Gleichgewicht und damit geringeres Sturzrisiko

  • Schutz der Knochen und Vorbeugung von Osteoporose

  • verbesserte Blutzucker- und Blutdruckwerte

  • höhere Lebensqualität und mehr Selbstständigkeit

  • positive Effekte auf die Stimmung und das Gedächtnis

Welche Art von Bewegung ist sinnvoll? 

Ein individuell angepasstes Trainingsprogramm ist entscheidend.

  • Krafttraining  mit eigenem Körpergewicht, Geräten oder kleinen Zusatzgewichten
  • Gleichgewichtsübungen  zur Sturzprophylaxe
  • Ausdauertraining  (z.B. Walken, Radfahren, Schwimmen)
  • Mobilisation und Dehnung  zur Erhaltung der Beweglichkeit
  • Koordinationsübungen, z.B. mit instabilen Unterlagen oder bei Bewegungsfolgen

Fazit Training kann in jedem Alter begonnen werden

Auch wer sich bisher wenig bewegt hat, kann jederzeit starten. Der Körper passt sich an – unabhängig vom Lebensalter. Wichtig ist der richtige Einstieg: nicht überfordern, aber gezielt fordern. In der Physiotherapie wird ein Trainingsplan entwickelt, der zur körperlichen Verfassung und zu den persönlichen Zielen passt.

Fazit

Alter ist kein Grund, auf Bewegung zu verzichten – sondern ein guter Grund, damit anzufangen. Denn wer sich bewegt, bleibt länger selbstständig, fit und lebt oft mit mehr Freude und Lebensqualität.

Beinachsentraining

Beinachsentraining – Stabilität und Prävention für Alltag und Sport

Eine stabile Beinachse ist nicht nur im Alltag entscheidend für eine gesunde Körperhaltung, sondern spielt auch im Sport eine zentrale Rolle – insbesondere bei laufintensiven oder sprungbetonten Sportarten wie Fußball, Handball, Volleyball oder Laufen. In unserer Physiotherapiepraxis legen wir daher besonderen Wert auf gezieltes Beinachsentraining – sowohl präventiv als auch rehabilitativ.

Was bedeutet „Beinachse“?

Die Beinachse beschreibt die gedachte Verbindungslinie zwischen Hüft-, Knie- und Sprunggelenk. Ist diese Achse gerade und gut ausgerichtet, wirkt sich das positiv auf die gesamte Statik und Funktion des Bewegungsapparates aus. Eine Fehlstellung – etwa eine X- bzw. O-Bein-Position – kann dagegen zu Überlastungen, Schmerzen und Verletzungen führen.

Warum ist Beinachsentraining so wichtig?

Eine fehlerhafte Beinachse erhöht das Risiko für:

  • Knieverletzungen wie Kreuzbandrisse oder Meniskusschäden

  • Überlastungssyndrome, z. B. Patellaspitzensyndrom oder Läuferknie

  • Arthrose im Knie- oder Hüftgelenk

  • Fehlbelastungen in Fuß und Sprunggelenk

Gerade im Sport, wo schnelle Richtungswechsel, Sprünge oder hohe Kräfte wirken, ist eine stabile Beinachse essenziell für die Leistungsfähigkeit und Verletzungsprophylaxe.

Ziele des Beinachsentrainings

Das Training zielt darauf ab:

  • die muskuläre Kontrolle im Hüft-, Knie- und Fußbereich zu verbessern

  • muskuläre Dysbalancen (z. B. schwache Hüftaußenrotatoren oder Fußmuskeln) auszugleichen

  • das propriozeptive (tiefensensorische) System zu aktivieren

  • Bewegungsabläufe zu stabilisieren und zu automatisieren

Typische Übungen im Beinachsentraining

Unser physiotherapeutisches Beinachsentraining beinhaltet unter anderem:

  • einbeinige Kniebeugen auf instabilem Untergrund

  • Ausfallschritte mit Fokus auf Kniekontrolle

  • Beinachsen-Koordination mit Spiegelkontrolle

  • Hüftaktivierung mit Mini-Bands (z. B. Musculus gluteus medius)

  • Sprung- und Landetraining, z. B. Drop Jumps

Die Übungen werden individuell an das Beschwerdebild, die Sportart und das Trainingsniveau angepasst – vom Hobbysportler bis zum ambitionierten Sportler. 

Beinachsentraining nach Verletzungen

Nach Knieoperationen (z. B. Kreuzbandplastik), Sprunggelenksverletzungen oder Hüftproblemen ist das gezielte Wiederherstellen einer sauberen Beinachse ein zentraler Baustein in der Rehabilitation. Unsere erfahrenen Therapeutinnen und Therapeuten begleiten Sie Schritt für Schritt zurück zur vollen Belastbarkeit – auch mit sportartspezifischem Fokus.

Fazit

Ein gezieltes Beinachsentraining unterstützt nicht nur die Prävention von Beschwerden und Verletzungen, sondern verbessert auch die Bewegungsqualität im Sport und Alltag. 

Möchten Sie Ihre Beinachse stabilisieren oder haben bereits Beschwerden? 

Schulterarthrose

Schulterarthrose:
Wenn das Schultergelenk schmerzt

Die Schulter ist eines der beweglichsten, aber auch empfindlichsten Gelenke unseres Körpers. Wenn alltägliche Bewegungen wie Haare kämmen, ein Pullover anziehen oder Arbeiten über Kopf zunehmend schmerzhaft werden, kann eine Arthrose des Schultergelenks – die sogenannte Omarthrose – dahinterstecken.

In diesem Beitrag erklären wir Ihnen, was Schulterarthrose ist, welche Ursachen zugrunde liegen können, wie sie sich bemerkbar macht und welche Möglichkeiten der Behandlung – besonders in der Physiotherapie – zur Verfügung stehen.


Was ist Schulterarthrose?

Die Omarthrose ist eine degenerative Gelenkerkrankung des Schultergelenks (Articulatio glenohumeralis). Sie entsteht durch den fortschreitenden Abbau des Gelenkknorpels, wodurch es zu Reibung, Entzündung und schmerzhaften Bewegungseinschränkungen kommt. Im fortgeschrittenen Stadium können knöcherne Veränderungen (z. B. Osteophyten), eine Einengung des Gelenkspalts und sogar Zysten auftreten.


Wie häufig ist Schulterarthrose?

Obwohl die Schulter nicht zu den tragenden Gelenken gehört, ist sie nach Hüfte und Knie das dritthäufigste Gelenk, das von Arthrose betroffen ist. Studien zeigen:

  • Etwa 17–19 % der Menschen über 65 Jahren sind betroffen.

  • Frauen sind tendenziell häufiger betroffen als Männer.

  • Viele Betroffene berichten über beidseitige Beschwerden.

  • Erste degenerative Veränderungen treten häufig ab dem 40. Lebensjahr auf.


Ursachen und Risikofaktoren

Die Entstehung der Omarthrose ist meist multifaktoriell. Fachlich unterscheidet man zwischen spezifischen und unspezifischen, lokalen und systemischen Risikofaktoren.

 

spezifisch – lokal:

  • Instabilität (z. B. nach Luxationen)

  • Frakturen im Schulterbereich

  • Cuff-Arthropathie (Rotatorenmanschettenschäden)

  • Chondrolyse (Knorpelauflösung)

  • abweichende Gelenkformen (Scapula-Morphologie)

  • Milwaukee Shoulder Syndrome (seltene Sonderform)

unspezifisch – lokal:

  • übermäßige oder fehlende Belastung

  • Sportarten mit Überkopfbewegungen (z. B. Tennis, Gewichtheben)

  • berufliche Überlastung (z. B. Bauarbeit)

spezifisch – systemisch:

  • Rheumatoide Arthritis

  • Avasculäre Osteonekrose

  • Neuropathische Arthropathien (z. B. Charcot-Schulter)

unspezifisch – systemisch:

  • Alter

  • Übergewicht

  • genetische Faktoren

Was passiert im Gelenk?–
Der Pathomechanismus

Durch die oben genannten Risikofaktoren kommt es zu einer mechanischen Fehlbelastung oder strukturellen Schwächung des Knorpels. Dies löst biochemische Prozesse aus, bei denen knorpelabbauende Enzyme den Knorpel weiter schädigen. Die Folge sind:

  • Gelenkschäden

  • Schmerzen durch Druck im Knochen, Entzündungen oder begleitende psychische Faktoren

  • Bewegungseinschränkungen durch knöcherne Engstellen, Kapselschrumpfung und Muskelabbau


Wie wird Schulterarthrose diagnostiziert?

Eine exakte Diagnose ist wichtig, da Schmerzen nicht immer mit radiologischen Befunden übereinstimmen. Die Diagnose erfolgt durch eine Kombination aus:

Anamnese:

  • Schmerzen bei Belastung

  • Nachtschmerz, Bewegungseinschränkung

  • Gefühl von Einklemmung oder Blockade

Untersuchung:

  • Bewegungstests (ROM, v. a. Außenrotation)

  • Palpation (z. B. Gelenkspalt)

  • Inspektion (z. B. Muskelatrophie, Schwellungen)

Bildgebung:

  • Röntgen (z. B. zur Darstellung von Osteophyten, Gelenkspalt)

  • MRT (zur Beurteilung von Weichteilen und Knorpel)

  • Sonographie

  • CT (seltener)

Was hilft bei Schulterarthrose? – Behandlung und Therapie

In unserer Physiotherapiepraxis setzen wir auf einen ganzheitlichen, konservativen Ansatz, der die verschiedenen Einflussfaktoren berücksichtigt:

Ziele der Physiotherapie:

  • Schmerzlinderung

  • Beweglichkeit verbessern

  • Muskulatur stärken (insbesondere Rotatorenmanschette und Schulterblattstabilisatoren)

  • Alltagshandlungen erleichtern

Ergänzende Maßnahmen:

  • Haltungsschulung und ergonomische Beratung
  • Manuelle Therapie

  • Wärme- und Kälteanwendungen

Nur wenn konservative Maßnahmen ausgeschöpft sind und die Lebensqualität erheblich eingeschränkt ist, sollte über operative Verfahren (z. B. Schulter-TEP) nachgedacht werden.

Fazit

Die Schulterarthrose ist eine komplexe Erkrankung, die individuell unterschiedlich verläuft. Eine fundierte Diagnostik und eine gezielte physiotherapeutische Therapie können die Beschwerden lindern und die Funktion im Alltag verbessern.

Fußfehlstellungen

Unsere Füße tragen uns im Laufe des Lebens durchschnittlich viermal um die Erde – Tag für Tag leisten sie Erstaunliches. Umso wichtiger ist es, dass sie gesund und funktional bleiben. Doch viele Menschen leiden unter Fußfehlstellungen, die häufig lange unerkannt bleiben und Beschwerden im gesamten Bewegungsapparat verursachen können.

Was sind Fußfehlstellungen?

Fußfehlstellungen sind Abweichungen von der natürlichen Anatomie des Fußes. Die häufigsten Formen sind:

  • Plattfuß (Pes planus): Das Längsgewölbe ist eingesunken, die gesamte Fußsohle liegt fast vollständig auf dem Boden auf.

  • Senkfuß: Eine leichtere Form des Plattfußes, bei der das Fußgewölbe abgeflacht ist.

  • Knickfuß: Der Rückfuß knickt nach innen ab, häufig kombiniert mit einem Senk- oder Plattfuß.

  • Spreizfuß: Das Quergewölbe ist abgesenkt, die Mittelfußknochen spreizen sich – oft Ursache für den Hallux valgus.

  • Hohlfuß (Pes cavus): Überhöhtes Längsgewölbe, wodurch der Fuß stark belastet wird.

Ursachen für Fußfehlstellungen

Fußfehlstellungen können angeboren oder im Laufe des Lebens erworben sein. Häufige Auslöser sind:

  • Ungeeignetes Schuhwerk (z. B. enge oder zu weiche Schuhe)

  • Bewegungsmangel

  • Übergewicht

  • Fehlhaltungen oder muskuläre Dysbalancen

  • Bindegewebsschwäche

Welche Beschwerden treten auf?

Nicht jede Fußfehlstellung verursacht sofort Schmerzen. Doch unbehandelt können sie zu:

  • Fußschmerzen (v. a. im Vorfuß oder in der Ferse)

  • Knie-, Hüft- oder Rückenschmerzen

  • Veränderungen der Gang- und Haltungsmuster

  • Muskelverspannungen

  • Arthrose in den Gelenken

führen.

 

Wie kann Physiotherapie helfen?

In unserer Praxis behandeln wir Fußfehlstellungen ganzheitlich. Die Therapie kann beinhalten:

  • Kräftigungsübungen für Fuß-, Bein- und Rumpfmuskulatur

  • Koordinations- und Gleichgewichtstraining zur Verbesserung der Fußstabilität

  • Gangschulung zur Korrektur fehlerhafter Bewegungsmuster

  • Haltungsschulung
  • Manuelle Therapie zur Mobilisation der Fuß- und Sprunggelenke

Ziel ist es, das natürliche Fußgewölbe zu stabilisieren, Beschwerden zu lindern und langfristig eine gesunde Statik zu fördern.

Frühzeitig handeln lohnt sich!

Fußfehlstellungen sollten nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Je früher sie erkannt und behandelt werden, desto besser sind die Erfolgsaussichten. Gern beraten wir Sie individuell und begleiten Sie auf dem Weg zu mehr Fußgesundheit und Lebensqualität.

Dein Weg durch die Menopause

Physiotherapie in der Menopause – aktiv durch den Wandel

Die Menopause ist ein natürlicher biologischer Prozess, der meist um das 50. Lebensjahr herum eintritt. Mit dem Abfall des Östrogenspiegels gehen zahlreiche körperliche und psychische Veränderungen einher – etwa Hitzewallungen, Schlafstörungen, Stimmungsschwankungen, Gewichtszunahme, Muskelabbau oder Beschwerden im Beckenbodenbereich. Auch das Risiko für Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Bluthochdruck steigt in dieser Lebensphase.

Zahlreiche Studien zeigen jedoch: Durch gezielte Bewegung lässt sich diesen Veränderungen wirksam begegnen.

Was Patientinnen selbst tun können

  • frühzeitig aktiv werden – bereits in der Perimenopause mit regelmäßigem Training beginnen

  • eine individuell abgestimmte Trainingsroutine etablieren – idealerweise mit physiotherapeutischer Begleitung

  • Symptome ernst nehmen und gezielt beobachten: Zyklusveränderungen, Schlaf, Stimmung und Belastbarkeit

  • bei Beschwerden den Beckenboden gezielt trainieren oder Hilfsmittel (z. B. Pessare) nutzen

  • eine gesunde Lebensweise mit ausreichend Bewegung, ausgewogener Ernährung und bewusster Stressregulation fördern

     

Die Rolle der Physiotherapie

Physiotherapie kann in der Menopause präventiv und therapeutisch begleiten. Es geht um eine gezielte Trainingsplanung, das Erkennen von Red Flags (z. B. Osteoporose, starke Inkontinenz) und die Stärkung des Körpers durch evidenzbasierte Bewegungsprogramme. Ergänzend kann eine interdisziplinäre Zusammenarbeit – z. B. mit Gynäkologie oder Ernährungsmedizin – sinnvoll sein.

Sturzprävention für Menschen ab 65 Jahren

Warum Stürze im Alter ernst genommen werden sollten

Stürze zählen zu den häufigsten Gesundheitsrisiken im höheren Lebensalter. Etwa ein Drittel der über 65-Jährigen stürzt mindestens einmal im Jahr. Die Ursachen dafür sind vielfältig: Mit zunehmendem Alter nehmen Muskelkraft, Gleichgewichtssinn und Reaktionsfähigkeit ab. Gleichzeitig können Sehstörungen, Nebenwirkungen von Medikamenten, kognitive Einschränkungen oder eine unsichere Umgebung das Risiko erhöhen.

Ein Sturz ist nicht nur eine körperliche Belastung. Viele Betroffene entwickeln danach eine starke Angst, erneut zu stürzen. Diese Angst kann zu Vermeidungsverhalten, eingeschränkter Mobilität und sozialem Rückzug führen – wodurch das Risiko eines weiteren Sturzes paradoxerweise noch steigt.

Bewegung als Schlüssel zur Vorbeugung

Die gute Nachricht ist: Stürze lassen sich in vielen Fällen verhindern. Regelmäßige Bewegung ist dabei das wirksamste Mittel. Besonders empfehlenswert ist ein gezieltes Training, das sowohl das Gleichgewicht als auch die Kraft verbessert. Studien zeigen, dass ein gutes Gleichgewichtstraining das Sturzrisiko um bis zu 40 Prozent senken kann.

Gleichgewichtstraining sollte im Vordergrund stehen und mindestens drei Stunden pro Woche durchgeführt werden. Ergänzt wird es durch moderates bis intensives Krafttraining an mindestens zwei Tagen in der Woche. Dieses unterstützt den Erhalt der Muskelmasse und steigert die allgemeine Leistungsfähigkeit.

Alltagsnahe Übungen mit individuellem Anspruch

Damit das Training wirksam ist, sollte es möglichst alltagsnah und individuell angepasst sein. Bewährt haben sich Übungen wie das wiederholte Aufstehen vom Stuhl, das Balancieren im Tandemstand, das Gehen auf unterschiedlichen Untergründen oder das Umgehen von Hindernissen. Entscheidend ist eine fortlaufende Anpassung der Schwierigkeit – sei es durch instabile Unterlagen, gezielte Gewichtsverlagerungen oder das Einbauen von Reaktionsübungen.

Trainiert wird am besten im Stehen, mit so wenig Unterstützung wie nötig. Bei Bedarf können Stühle, Wände oder Haltegriffe zur Sicherheit beitragen. Für besonders ängstliche oder unsichere Personen empfiehlt sich ein Training unter fachlicher Aufsicht.

 

Motivation und Sicherheit: Zwei Erfolgsfaktoren

Ein häufiger Grund für ausbleibende Erfolge ist die mangelnde Therapietreue – das heißt, die Betroffenen brechen das Training zu früh ab oder führen es nicht regelmäßig durch. Um dem entgegenzuwirken, ist gute Aufklärung essenziell. Menschen müssen verstehen, warum Bewegung hilft, welche Übungen sinnvoll sind und wie sie sicher trainieren können.

Besonders erfolgreich sind Programme, die auf die individuellen Bedürfnisse eingehen und auch zu Hause gut durchführbar sind. Ein Beispiel dafür ist das Otago Programm – ein evidenzbasiertes Trainingsprogramm mit Kraft- und Gleichgewichtsübungen zur Sturzprävention. 

Besonderheiten bei erhöhtem Sturzrisiko

Für Menschen mit erhöhtem Risiko – zum Beispiel bei Parkinson, Demenz oder nach einem Schlaganfall – braucht es spezifische, oft multimodale Ansätze. Hier ist eine Kombination aus Training, medizinischer Abklärung, Wohnraumanpassung und unterstützender Begleitung durch Fachpersonen sinnvoll. Auch die Einbindung von Angehörigen kann helfen, Sicherheit und Selbstvertrauen zu stärken.

Fazit: Aktiv bleiben lohnt sich

Sturzprävention ist mehr als nur Bewegung – sie ist ein ganzheitlicher Ansatz zur Förderung von Sicherheit, Selbstständigkeit und Lebensfreude im Alter. Durch gezielte, regelmäßig durchgeführte Übungen, individuelle Beratung und passende Trainingsangebote lässt sich das Sturzrisiko deutlich reduzieren. Bewegung im Alltag bleibt dabei der beste Anfang – egal in welchem Alter.

Physiotherapie als aktive Gesundheitsvorsorge

Warum Physiotherapie nicht nur „Massage“ ist – sondern aktive Gesundheitsförderung

Der Begriff „Physiotherapie“ wird oft automatisch mit Massage oder passiven Anwendungen verbunden. Doch das ist nur ein kleiner Teil dessen, was moderne Physiotherapie leisten kann – und soll. Tatsächlich ist Physiotherapie heute ein zentraler Baustein in der Prävention, Rehabilitation und Gesundheitsförderung.

Was macht Physiotherapie wirklich aus?

Physiotherapie bedeutet vor allem eins: aktiv werden. Im Mittelpunkt steht die funktionelle Wiederherstellung, Erhaltung und Verbesserung von Bewegungs- und Funktionsfähigkeit des Körpers. Das geschieht nicht nur durch äußere Anwendungen, sondern insbesondere durch gezielte Bewegung, Training und Anleitung zur Selbsthilfe.

 

 

Wo liegt der Unterschied zur reinen Massage?

Massage kann kurzfristig entspannen, durchbluten oder Schmerzen lindern – und ist in bestimmten Fällen sinnvoll. Aber sie ersetzt nicht den aktiven Prozess, den es braucht, um langfristig Beweglichkeit, Stabilität und Belastbarkeit zurückzugewinnen. Aktive Therapie hilft dabei, dass der Körper sich selbst stärkt.

Für wen ist aktive Gesundheitsförderung relevant?

  • Menschen mit chronischen oder akuten Beschwerden (z. B. Rücken, Gelenke, Nacken)

  • Personen mit neurologischen oder internistischen Erkrankungen

  • Ältere Menschen, die Kraft, Gleichgewicht oder Mobilität verbessern wollen

  • Patient*innen in der Rehabilitation nach Operationen oder Verletzungen

  • Frauen in besonderen Lebensphasen, z. B. Menopause, Schwangerschaft, Rückbildung

Fazit:

Physiotherapie ist weit mehr als passive Behandlung – sie ist ein interaktiver Prozess. Wer versteht, wie der eigene Körper funktioniert, und gezielt daran arbeitet, kann langfristig gesünder, schmerzfreier und beweglicher leben.