Warum Krafttraining bei Krebs so wertvoll ist
Krafttraining spielt eine bedeutende Rolle in der onkologischen Therapie und Rehabilitation. Es kann helfen, die körperliche Leistungsfähigkeit zu steigern, tumorassoziierte Fatigue zu lindern und die Lebensqualität der Patient*innen spürbar zu verbessern. Zudem wirkt es dem krankheits- oder therapiebedingten Muskelabbau entgegen, stärkt das Knochensystem und unterstützt die psychische Stabilität.
Diese positiven Effekte sind mittlerweile durch zahlreiche Studien und Leitlinien anerkannt und bilden die Grundlage für die Integration von Bewegungstherapie in die onkologische Versorgung. Organisationen wie die Deutsche Krebsgesellschaft, die Krebshilfe, das German Journal of Sports Medicine und internationale Fachverbände befürworten den gezielten Einsatz von Krafttraining im gesamten Verlauf der Krebserkrankung.
Die Vorteile im Überblick
Muskelaufbau und Muskelerhalt
Reduktion von Fatigue
Stärkung der Knochen
Psychische und soziale Effekte


Empfehlungen für ein sicheres und effektives Training
Für ein wirksames onkologisches Krafttraining gelten folgende Grundempfehlungen:
- Trainingshäufigkeit: Zwei- bis dreimal pro Woche, je 45-60 Minuten
- Intensität: Start mit 50-75 % der individuellen Maximalkraft
- Übungsauswahl: Fokus auf große Muskelgruppen mit etwas 6-8 Übungen pro Einheit
- Wiederholungen/Sätze: 8-12 Wiederholungen in 2-3 Sätzen
Ein sicherer Einstieg sollte ärztlich begleitet werden. Bei bestehenden Knochenmetastasen oder starken Einschränkungen ist besondere Vorsicht geboten. Die Erstellung eines individuellen Trainingsplans – idealerweise unter Anleitung erfahrener Physiotherapeutinnen oder Sportwissenschaftlerinnen – erhöht nicht nur die Sicherheit, sondern auch die Wirksamkeit des Programms.
Individualisierung und Praxisbezug: Erkenntnisse aus der aktuellen Forschung
Der Fachbeitrag von Fairman (2024) unterstreicht, wie wichtig es ist, das Training individuell und flexibel zu gestalten. Klassische Methoden wie das 1RM-Testverfahren sind in der Onkologie nur eingeschränkt praktikabel. Stattdessen werden alltagsnahe, funktionelle Übungen empfohlen – etwa Kniebeugen, Lagewechsel oder Step-Ups –, die direkt auf die Selbstständigkeit im Alltag abzielen.
Fairman schlägt zudem ein „Ampelsystem“ zur Anpassung des Trainings an die jeweilige Tagesform vor: Je nach Erschöpfung, Schmerzen oder Motivation kann das Trainingsvolumen verringert, beibehalten oder gesteigert werden. Auch die Variation und zyklische Anpassung des Trainings über Wochen hinweg – z. B. im Wechsel von Kraft- zu Schnellkraftphasen – fördert den langfristigen Erfolg.
Fazit: Stark bleiben mit Bewegung
Krafttraining ist mehr als Muskelarbeit – es ist eine aktive Form der Krankheitsbewältigung. Richtig angewendet trägt es wesentlich dazu bei, Nebenwirkungen zu mildern, die Funktionsfähigkeit zu erhalten und die Lebensqualität zu steigern. Entscheidend ist ein individuelles, alltagsnahes und patient*innenzentriertes Trainingskonzept. Bewegung ist kein Ersatz für medizinische Behandlung, aber eine wirksame Ergänzung – und ein aktiver Schritt zurück ins Leben.