Mythen und Fakten zu Rückenschmerzen

Rückenschmerzen sind weit verbreitet und mit ihnen auch viele Mythen und Missverständnisse. Hier sind einige der größten Mythen und die entsprechenden Fakten:

1. Mythen zum Thema Rücken

1. Rückenschmerzen bedeuten immer einen schweren Schaden

Mythos: Rückenschmerzen sind ein Zeichen für ernsthafte Verletzungen wie Bandscheibenvorfälle oder andere strukturelle Schäden.
Fakt: In den meisten Fällen sind Rückenschmerzen unspezifisch, das heißt, sie haben keine klare, schwerwiegende Ursache. Muskelverspannungen, Stress oder falsche Haltung (lange in der selben Position) sind häufige Auslöser. Schwere Erkrankungen sind selten.


2. Man sollte sich bei Rückenschmerzen schonen und nicht bewegen

Mythos: Ruhe ist die beste Medizin für Rückenschmerzen.
Fakt: Moderate Bewegung ist oft das Beste, was man tun kann. Bettruhe kann Rückenschmerzen sogar verschlimmern. Regelmäßige Aktivität hilft, die Muskeln zu stärken und die Beweglichkeit zu verbessern.


3. Rückenschmerzen kommen nur von körperlicher Belastung

Mythos: Harte körperliche Arbeit ist die Hauptursache für Rückenschmerzen.
Fakt: Psychosoziale Faktoren wie Stress, Angst und Depression spielen oft eine große Rolle bei chronischen Rückenschmerzen. Auch ein Mangel an Bewegung im Alltag kann das Risiko erhöhen. Bei Körperlicher Belastung und Arbeit passen sich deine Strukturen im Rücken an deine Belastungen an und sind somit stark genug.


4. Rückenschmerzen erfordern immer eine Bildgebung (Röntgen, MRT)

Mythos: Um Rückenschmerzen zu diagnostizieren, sind immer bildgebende Verfahren notwendig.
Fakt: In den meisten Fällen ist keine Bildgebung erforderlich, da sie oft keine relevante Ursache zeigt und zu Überdiagnosen führen kann. Ärzte verlassen sich oft auf eine gründliche Anamnese und körperliche Untersuchung.


5. Eine schlechte Haltung ist die Hauptursache für Rückenschmerzen

Mythos: Eine schlechte Haltung ist die Hauptursache von Rückenschmerzen.
Fakt: Haltung ist nur ein Faktor. Auch Menschen mit guter Haltung können Rückenschmerzen haben. Bewegung und eine ausgewogene Lebensweise sind wichtiger als eine „perfekte“ Haltung. Wichtiger ist die Position immer wieder zu verändern. Auch die „Beste und Aufrechte Haltung“ solle mindestens alle 20-30 Minuten verändert werden.


6. Rückenschmerzen werden mit dem Alter unvermeidlich

Mythos: Rückenschmerzen gehören zum Älterwerden dazu.
Fakt: Rückenschmerzen sind nicht zwingend mit dem Alter verbunden. Durch regelmäßige Bewegung, eine gute Muskulatur und eine gesunde Lebensweise kann man Rückenschmerzen in jedem Alter vorbeugen.


7. Starke Rückenschmerzen bedeuten einen größeren Schaden

Mythos: Je stärker die Schmerzen, desto schlimmer die Ursache.
Fakt: Die Intensität der Schmerzen korreliert nicht immer mit dem Ausmaß des Schadens. Chronische Schmerzen können bestehen, auch wenn keine strukturellen Probleme vorliegen.


8. Operationen sind oft notwendig

Mythos: Bei Rückenschmerzen ist eine Operation oft die einzige Lösung.
Fakt: Die meisten Rückenschmerzen können mit konservativen Methoden wie Physiotherapie, Bewegung und Schmerzmanagement behandelt werden. Operationen sind nur in seltenen Fällen nötig.


9. Rückenschmerzen gehen nicht von alleine weg

Mythos: Einmal Rückenschmerzen, immer Rückenschmerzen.
Fakt: Viele Rückenschmerzen verschwinden innerhalb weniger Wochen von selbst, besonders bei unspezifischen Schmerzen. Unterstütze deinen Körper mit etwas Bewegung. Physiotherapie kann oft sinnvoll sein um die schmerzen schnell in den Griff zu bekommen und zu verstehen mit welcher Belastung du dich bewegen solltest und welche Intensitäten du eher vermeiden solltest.


10. Ein starker Kern verhindert Rückenschmerzen vollständig

Mythos: Bauch- und Rückenmuskeln allein schützen vor Rückenschmerzen.
Fakt: Ein starker Kern kann helfen, Rückenschmerzen vorzubeugen, aber viele andere Faktoren wie Stress, Bewegung und allgemeine Fitness spielen ebenfalls eine Rolle.

11. Bandscheiben „Platzen“

Mythos: Bei einer zu hohen Belastung können Bandscheiben platzen.
Fakt: Bandscheiben „platzen“ nicht. Bandscheibenvorfälle sind biochemisch bedingte Prozesse, keine mechanischen Schäden.
Bewegung und Belastung: Bewegung fördert die Gesundheit der Bandscheiben und hilft, Schmerzen vorzubeugen.


Fazit:

Die Behandlung und Vorbeugung von Rückenschmerzen erfordert einen ganzheitlichen Ansatz. Wissen über die Realität dieser Mythen kann helfen, besser mit Rückenschmerzen umzugehen und unnötige Angst oder Behandlungen zu vermeiden.

2. Chiropraktik, Osteopathie und Einrenken

  • Chiropraktik:

    • Vorteile: Kann kurzfristig Schmerzlinderung bei Verspannungen bringen.
    • Einschränkungen: Keine „Korrektur“ von Gelenken oder Wirbeln, sondern muskuläre und neurologische Effekte. Ein Ausrenken eines Wirbels ist nicht möglich, somit benötigt ein Wirbel auch kein einrenken.
    • Risiken: Manipulationen an der Halswirbelsäule können selten schwerwiegende Komplikationen verursachen.
 
  • Osteopathie:

    • Vorteile: Mobilisierende Techniken zeigen positive Effekte bei unspezifischen Rückenschmerzen.
    • Kritik: Nicht alle osteopathischen Ansätze sind wissenschaftlich belegt (z. B. craniosakrale Therapie).
 
  • Einrenken:

    • Fakten: Wirbel „springen“ nicht aus ihrer Position und müssen nicht „zurückgesetzt“ werden. Das Knacken beruht auf Kavitation (Platzen von Gasblasen) in den Gelenken.
 
 

3. Beinlängendifferenzen und Rückenschmerzen

  • Anatomische Differenzen: Bis zu 1 cm sind häufig und in der Regel harmlos. Größere Unterschiede können bei Symptomen durch Einlagen oder Physiotherapie ausgeglichen werden.
  • Funktionelle Differenzen: Meist durch muskuläre Dysbalancen bedingt und gut behandelbar.
  • Überbewertung: Geringfügige Unterschiede verursachen selten Rückenschmerzen.
 

4. Wissenschaftliche Einblicke und praktische Tipps

  • Rücken ist robust: Der Rücken ist widerstandsfähig und erfordert keine besonderen Schutzmaßnahmen. Entspanntes Bewegungsverhalten ist wichtig.
  • Sitzen und Haltung: Längeres Sitzen oder vermeintlich „schlechte Haltung“ allein verursachen keine Rückenschmerzen.
  • Heben: Es gibt keine perfekte Hebetechnik; die Belastung sollte den eigenen Fähigkeiten angepasst sein.
  • Schlafpositionen: Kein direkter Zusammenhang zwischen Schlafposition und Rückenschmerzen. Sorgen über die richtige Position können sich jedoch negativ auswirken. (Mach dir keine Sorgen um deinen Hüftbeuger – Er verkürzt bei Schlafen mit angewinkelten Beinen nicht!)
  • Krafttraining: Krafttraining hat mehr Evidenz als Dehnen oder Faszienrollen und reduziert die Beanspruchung der Muskeln. Außerdem wir die Toleranz der Strukturen gestärkt.

 

Fazit

Rückenschmerzen sind komplex und oft nicht durch einfache mechanische Erklärungsmodelle zu verstehen. Bewegung, Krafttraining und ein entspannter Umgang mit dem Rücken sind die besten Maßnahmen zur Prävention und Behandlung. Evidenzbasierte Therapien und ein ganzheitlicher Ansatz sind entscheidend, um Rückenschmerzen nachhaltig zu lindern.

 

Literatur

  1. Moseley, G. Lorimer; Butler, David S. (2017): Explain pain supercharged. The clinician`s manual. Adelaide: Noigroup Publications (The clinician’s Handbook)
  2. Swain, C. T., Pan, F., Owen, P. J., Schmidt, H., & Belavy, D. L. (2020). No consensus on causality of spine postures or physical exposure and low back pain: A systematic review of systematic reviews. Journal of biomechanics, 102, 109312.
  3. Hellsing, Anna-Lisa. “Tightness of Hamstring-and Psoas Major Muscles: A prospective study of back pain in young men during their military service.” Upsala journal of medical sciences 93.3 (1988): 267-276.
  4. Nourbakhsh, Mohammad Reza, and Amir Massoud Arab. “Relationship between mechanical factors and incidence of low back pain.” Journal of Orthopaedic & Sports Physical Therapy 32.9 (2002): 447-460.

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